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Samuel

Samuel


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Spitzname : Death

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BeitragThema: Eine neue Woche   Eine neue Woche EmptySo Nov 28, 2010 7:54 pm

Leben. Tot. Was war das schon? Nichts als eine kleine Sinnlosigkeit in so vielen des Lebens. Jeden Tag warteten neue Prüfungen auf einen, schwerer, viel schwerer als die vorangehenden. Und dennoch lebte er noch. Jeden Tag war es ein Jammer für die Menschen aufstehen zu müssen. Und trotzdem taten sie es. Sie alle. Irgendwie. Fast alle.

Er lag im Bett. Wollte aufstehen, konnte doch nicht. Wollte sich bewegen, und konnte doch nichts als einen Finger krümmen. Das Fieber hatte seinen sowieso schon geschwächten Körper gepackt und gen Boden geworfen. Er konnte nur da liegen und träumen und wach sein. Hoffen, dass es vorbei ging. Bitte. Schnell. Da waren Träume. Träume von kalten Fingern die nach ihm packten, von Explodierenden Häusern. Es waren Bilder von kranken Menschen dabei, Verletzte. Und Blut. So unheimlich viel Blut. Er kam sich vor wie in einem Horrorfilm, während er dort lag und seine Decke nass schwitzte. Nichts als ein schlechter Horrorfilm, und er konnte nicht anders, als ihm zuzusehen. Panisch vor Angst. Sollte es denn nun vorbei sein? Nun, endgültig? Er hatte doch so lange durchgehalten. All die Jahre. Für das nun? Er zitterte. Irgendwo in der Ferne klingelte sein Handy. Stundenlang, wie es ihm schien. Wollte es denn keine Ruhe geben? Sein Kopf dröhnte, sein Hals schmerzte, er schlief wieder ein. Da waren Bestien die ihn verfolgten. Menschen ohne Gesichter und Wesen, die er sich nicht genauer ansehen wollte. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte ihm, wie so oft.
Eine Frau stand neben ihm. Sah auf ihn hinab. Könnte das eine Schwester sein? Nein, er hatte... nein, niemand konnte ihn bemerkt haben. Er war nicht im Krankenhaus. Dies war sein Zimmer, seine Wohnung. Irgendwo neben sich spürte er Seeli. Ganz nah. Fauchte sie? Die Frau stand nur da. Ganz ruhig und blickte zu ihm hinab. Ihr Haar war schwarz, und gleichzeitig auch weiß und rot. Ihre Kleidung war schwarz, ihre Haut weiß. Sie stand und beobachtete ihn, wie er mit fiebrigen Augen zu ihr hinauf blickte. Rauch quoll aus ihrem Mund. Sie war eines der Monster! Er wollte weg. Wollte rennen, weg von ihr. Doch konnte er sich nicht bewegen und sie lächelte nur wissend, als hätte sein panischer Blick ihn verraten.

„Du kannst nicht fliehen. Du weißt es.“


Ihre Stimme klang schön. Verlockend. Verführerisch. Samuel, den man Death nannte, zitterte. Das konnte nicht sein. Es konnte nicht vorbei sein. Nein, niemals. Er wollte noch Zeit. Er hatte Seeli. Er hatte so viel... Das Grinsen der Frau wurde breiter, und der Rauch aus ihrem Mund formte für einige Sekunden lang einen Totenschädel. Er schlief ein. Oder wachte er auf? Schwärze fing ihn ein. Umarmte ihn. Liebkoste ihn. Lies ihn alles vergessen. Es war vorbei. Oh ja. Endlich war es vorbei. All der Schmerz, all die Angst. Nichts war mehr so, wie er es gewohnt war. Es war vorbei. Endgültig.

Nass.
Nein.
Feucht. Und rau. Und warm.
Seine Augen zuckten unter den Lidern. Wieder etwas raues auf seiner Stirn. Und nun spürte er die Pföten, die auf seinem Gesicht standen. Sich abstützten. Samuel öffnete langsam, erschöpft die Augen und sah Fell. Viel Fell. Rotes Fell. Als hätte das etwas bemerkt, dass er jetzt wach war, bewegte es sich, zog sich über sein Gesicht zurück und rollte sich unter der Decke auf seiner Brust zusammen. Ein wohliges Brummen erfüllte die Stille des Raumes. Ein sanftes Vibrieren auf seinem Oberkörper. Der Junge erhob die zitternden Finger und strich dem Kätzchen über das weiche Fell. Das Tier kuschelte sich an die Hand, nahm den wachen Blick jedoch nicht von ihm. Es war, als würde es prüfen wollen, ob er jetzt wirklich aufstand.
Einige Minuten lang lagen sie beide so da, bis Death schließlich das Gefühl hatte genug Kraft gesammelt zu haben und sich rührte. Wie auf Kommando sprang die Katze von ihm hinab und huschte in Richtung Küche. Sich an Wänden und Möbelstücken festhaltend folgte er dem Tier langsam. Erwartungsvoll saß es vor seinen Futterschüsselchen, das restlos leer geschleckt war. Mit einigen Kraftanstrengungen gelang es ihm, die Schüssel vom Boden zu heben und mit frischem Trockenfutter zu füllen, über das sich Seeli sofort her machte, als hätte sie seit Tagen nichts mehr gefressen. In der selben Bewegung bemerkte Samuel das leere Wasserschüsselchen und füllte auch das sofort nach. Er zitterte schon wieder am Gesamten Körper, als wäre das bisschen, das er sich eben bewegt hatte, bereits zu viel für ihn gewesen. Wie armselig. Zum ausruhen lehnte er an der Theke der kleinen Küche, beobachtete das mampfende Kätzchen, bis ihn etwas blinkendes in das Blickfeld fiel. Sein Handy hatte die ganze Zeit neben ihm gelegen. Die Finger tasteten danach und suchten nach dem Grund für das Blinken. Eine SMS war angekommen.

Hey Junge, alles klar bei dir? Du hast heute Nachmittag Schicht, vergiss das nicht.


Oh verdammt, Dienst! Er hatte es tatsächlich beinahe vergessen. Schnell tippte er als Antwort, dass es sein könnte, dass er sich ein klein wenig verspätete, aber natürlich dran dachte, rechtzeitig zu erscheinen. Das ganze Haar und sein Körper klebrig von kaltem Schweiß, beschloss er vor dem Aufbruch noch mal ins Bad zu huschen. Nun, huschen war vielleicht der falsche Ausdruck, schließlich musste er nach wie vor jede Bewegung sehr andächtig ansetzen, weil sein gesamter Körper noch nicht wirklich auf ihn hören wollte.
Das heiße Wasser tat gut, weckte die müden Glieder auf, jedoch nicht so gut wie ein kurzer Blick in den Spiegel. Er war blass, noch schlimmer als sonst. Die Augen eingefallen und mit tiefen Ringen versehen. Als hätte er nie geschlafen. Verdammt, warum hatte er denn noch Fieber bekommen müssen? War seine Situation nicht sowieso bescheuert genug? Aber wie hieß es so schön: „Wenns kommt, dann kommts dicke!“ Haha. Bei ihm war es immer. Und so ähnlich. Als er gerade wieder aus der Dusche stieg und damit begann sich abzutrocknen, hörte er sein Handy in der Küche klingeln. In ein paar Schichten Handtücher gewickelt (irgendwie war ihm trotz der Jahreszeit doch verdammt kalt) trat er wieder in den Raum und fand neben der noch immer neben den Schüsseln stehenden Seelenfresser eine neue SMS von einem Arbeitskollegen vor:

Hats jetzt auch deinen kopf erwischt? Junge, ich hab die sms vor 4 tagen geschickt! Mach dir nen schönen tag und melde dich erst wieder, wenns wieder geht Wink

Entsetzt starrte Death auf den Text. Vor... vor vier Tagen? Aber... Er sah zu Seeli hinunter. Er hatte sich ins Bett gelegt, mit dem Wissen die nächsten beiden Tage frei zu haben, war frisch von einer Nachtschicht gekommen. Das wiederrum hieß... oh nein. Mit der Katze im Arm ging er zurück in sein Schlafzimmer, setzte sich dort auf eine Stelle des Bettes, die nicht vollgeschwitzt war und vergrub die dürren Finger im weichen Fell des Tieres.

oO(Es tut mir leid Kleines. Mir war nicht bewusst, dass ich so lange geschlafen habe.)

Nun verstand er auch, warum sie ihm über das Gesicht geleckt hatte. Es war nicht gewesen um ihn zu wecken, sie hatte einfach nur Flüssigkeit gebraucht. Schuldbewusst biss er sich auf die Unterlippe. Verdammt, so verantwortungslos konnte er doch nicht gewesen sein! Niemals! Oder...oder doch? Seelenfresser hatte sich auf seinem Schoß zusammengerollt und schnurrte zufrieden. Zumindest sie schien es ihm nicht übel zu nehmen, dass er sie so lange weder gefüttert noch getränkt hatte. Er würde sich etwas einfallen lassen müssen, falls so etwas noch einmal passierte. Schließlich konnte er nicht riskieren, dass ihm die Katze vertrocknet umkippte, nur weil er krank im Bett lag. Sein Blick glitt an den Fleck, an dem die Frau gestanden hatte. Gestanden und gelächelt.

oO(Du hast sie auch gesehen, oder? Ich habe sie mir nicht eingebildet. Du warst da, und hast mich beschützt.)

Natürlich wusste er, dass dieser Gedanke dämlich war. Keine Katze der Welt konnte ihm vor dem Tod beschützen, aber Seeli war da gewesen, hatte gefaucht. Ganz sicher. Und die Frau ebenfalls. Sie hatte im Zimmer gestanden, eine Pfeiffe geraucht und ihn beobachtet. Er biss sich auf die Unterlippe. Einmal mehr. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er meinte sogar noch den Tabak im Zimmer erreichen zu können, als wäre sie vorhin erst gegangen.
Es gab nur eins, dass ihn aus der Überlegung reißen konnte. Und das war sein Magen. Er knurrte nicht wirklich. Er... grummelte leise, schwächlich. Von Death bisher vollkommen ignoriert, wurde ihm mit einem Male ebenfalls bewusst, dass nicht nur Seelenfresser seit einer ganzen Weile nichts mehr gefressen hatte. Auch sein Magen war während der Zeit, die er im Bett gelegen hatte nicht gefüllt worden. Es war ein Wunder, dass seine Beine ihn noch getragen hatten. Mit einem Mal hatte er Hunger, wie er schon lange nicht mehr Hunger gehabt hatte. Vorsichtig setzte er die Katze auf den Boden und tastete sich erneut durch das Zimmer zu der Küche hinüber, auf der Suche nach Nahrungsmitteln.

Keine 5 Minuten brauchte es, um sämtliches Essen, das noch nicht abgelaufen war, auf dem kleinen Tisch zu versammeln. Eigentlich noch weniger, aber er hatte ein wenig graben müssen. Die Ausbeute war erbärmlich. Einige wenige, leicht eingetrocknete Scheiben Brot, eine Dose mit eingelegtem Obst, ein Joghurt, letzte Bröckchen Katzenfutter. Nichts, woraus sich eine gut füllende Mahlzeit bereiten lies. Dennoch, er hatte Hunger. Und schließlich könnte er ja gleich raus gehen und einkaufen. Ja, das erschien ihm ein guter Plan zu sein. So setzte er sich mit einem Glas Wasser hin und aß das kärgliche Mal. Natürlich nichts von dem Katzenfutter, das stellte er Seeli hin, die freudig darüber her fiel. Während er saß und auf einem trockenem Stück Brot herum kaute dachte er darüber nach, wie er es verhindern könnte, dass Seeli ein weiteres mal völlig unbeholfen in der leeren Wohnung hockte. Kein Futter und kein Wasser. Es war ein Wunder, dass die kleine ihm nicht das Gesicht zerfetzt hatte, in der Hoffnung ihn aus dem Bett zu bekommen. Noch einmal wollte er ihr eine solche Tortur nicht antun. Und ein weiteres Mal würde es geben.
Er wurde kränker, immer und immer kränker und konnte absolut nichts dagegen tun. Nur hoffen, dass es seiner kleinen gut ging, während er einfach nur da lag und kränkelte. Ein paar mal hatte er schon die Idee gehabt, jemanden der Nachbarn Bescheid zu sagen. Seine Mutter bestand sogar darauf, dass er sich einen dieser seltsamen Notfallknöpfe holte, falls etwas passierte. Samuel wehrte sich dagegen. Er wollte das nicht. Er wollte nicht zugeben müssen, dass er Krank war, obwohl er sich schon vor Jahren damit abgefunden hatte. Aber es grauste ihm vor dem Tag, an dem seine Kollegen ihn auf der Bare aus der Wohnung tragen mussten. Sie wussten alle davon, hatten früher noch darüber gescherzt aber inzwischen war ihnen klar, dass die Lage ernster wurde. Und die Witze waren weniger geworden. Ihm war auch diese Stille unangenehm. Dieser Ernst, mit dem sie alle das nahmen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass er das ernst nehmen musste. Seeli hüpfte wieder auf seinen Schoß, als er gerade das letzte Stück Brot hinunter würgte, sah ihn erwartungsvoll an.

oO(Tut mir leid kleines, mehr ist nicht da. Komm, wir gehen einkaufen.)

Er selbst hatte sich vor langer Zeit schon daran gewohnt nur Gedanken zu haben, wo andere sprachen, aber Seeli schien diese Gedanken beinahe lesen zu können, denn sofort sprang sie von seinem Schoß hinunter und huschte in Richtung Wohnungstür. Etwas langsamer folgte Death ihr, während sein nun nicht mehr leerer Magen zu arbeiten begann, freudig darüber, endlich Nahrung bekommen zu haben. Mit jeder Minute hatte er weniger Probleme damit, sich zu bewegen, seine Muskeln bekamen nach und nach wieder Kraft. Während er der Katze die Stufen nach unten folgte, zog er seinen Umhang aus dem Nichts und diesen über seine Schultern. An der Haustür angekommen hob er die Katze auf die Schulter und betrat die Straße, während sich die Kleine einmal mehr in seine Kapuze kuschelte und über deren Rand auf die Welt nach draußen blickte. Death machte sich auf immer noch leicht wackeligen Beinen machte sich auf den Weg zum nächsten Supermarkt.
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Kim

Kim


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Spitzname : Angel

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BeitragThema: Re: Eine neue Woche   Eine neue Woche EmptySa Dez 25, 2010 12:21 am

Summ. Summ. Summ.
Etwas auf der Coch bewegte sich, irgendwo unter mehreren Schichten dünner Decken, großer und kleiner Kopfkissen. Ein kurzes, leises Brummen. Unwillig zog es eine der Decken noch weiter über den Kopf, warf dabei zwei der Kissen zu Boden. Dann war es für einige Sekunden still.
Summ. Summ. Summ.
Wieder regte sich der Deckenberg, murmelte irgend etwas unverständliches vor sich hin. Dann kam eine Hand zum Vorschein, tastete mehr oder weniger ziellos herum. Links, rechts. Streckte sich noch weiter heraus und hielt dann Inne. Erneut Stille.
Summ. Summ.... Klick.
Der nervtötende Ton verstummte. Nur wenige Augenblicke später folgte der Hand eine weitere. Dann ein völlig zerzauster blonder Haarschopf und zuletzt das Gesicht eines Mädchens, welches jedoch genau so gut einem Zombie hätte gehören können. Blass, verschlafen, mit Augenringen auf den Augenringen der Augenringe. Und wieder murmelte es irgend etwas vor sich hin, das irgendwie nicht den geringsten Sinn ergab, egal wie man es auch drehte.
Es verging noch eine ganze Weile, ehe Kim sich dazu aufraffen konnte, sich die aller schlimmste Müdigkeit aus den Augen zu reiben. Wenigstens so viel, dass sie zumindest halbwegs klare Gedanken fassen konnte. Träge blickte sie im Raum umher, blinzelte immer wieder. Es war dunkel. Und außerdem war alles so furchtbar unscharf, wie sollte man den da etwas erkennen? Vermutlich gar nicht. Also Augen einfach wieder zu. So war das doch gleich viel besser.

Wieder verging eine ganze Weile. Wie lange genau? Keine Ahnung. Auf jeden Fall lange.
Da war schon wieder so ein seltsames Geräusch. Klappern, Klirren, Scharren, Scheppern. Von irgendwo... hier? Nein, weiter weg. Draußen? Zu weit. Vielleicht die Küche? Ganz langsam schob sich das rechte Augenlid nach oben, nur um sich sofort wieder zu schließen. Viel zu hell, es blendete. Licht? Lampe...? Sonne! Jetzt öffneten sich beide Augen, blinzelten vorsichtig. War es schon Morgen? Aber... so hell. Das Handy... der Wecker hatte vibriert. Wie spät?
Allmählich gewöhnten sich die Müden Augen an das grelle Tageslicht, das durch die großen Fenster in den Raum fiel. Immerhin so weit, dass das Mädchen Ausschau nach der Uhr halten konnte. Gar nicht so einfach, wenn man noch so müde war, dass man sich in seiner eigenen Wohnung nicht zurecht fand. Und die... das Handy? Die Uhrzeit war weg... Nein, Quatsch! Das Handy war verschwunden!
Wieder begann sie damit, völlig orientierungslos nach dem verschollenen Mobiltelefon zu tasten. Aber stattdessen fühlte sie plötzlich etwas feuchtes, klebriges auf der Hand... im Gesicht. So schnell es in ihrem derzeitigen Zustand möglich war zog Kim die Hand zurück, dabei völlig irritiert nach oben starrend. Eine warme Wolke traf sie. Warm und so muffig, dass sie beinahe hätte husten müssen. Vor ihren Augen hing etwas komisches, rosanes herunter. Rosa, schleimig und... tropfend.

„Wääääääh...“

Auf einmal waren die Gedanken viel klarer. Und innerhalb von Sekunden saß sie senkrecht, ein großes Kissen beinahe wie ein Schild vor ihr Gesicht haltend um das schlabbernde Etwas von sich fern zu halten, welches ihr zwar zärtlich aber unaufhaltsam eine grünliche Morgenwäsche verpasste. Es funktionierte... irgendwie... nicht. Bald war das Mädchen von oben bis unten voller Sabber. Erst jetzt ließ man von ihr ab und sie wagte es, das Kissen langsam zur Seite zu legen. Wachsam, um nicht noch einmal überfallen zu werden, denn nur eine Armlänge entfernt saß der „Angreifer“ noch immer. Die alte Hündin beobachtete ihr Frauchen mit aufmerksamem Blick und wedelte dabei fröhlich mit der Rute, als hätte sie etwas gut gemacht und warte nun geduldig auf ihre Belohnung. Kim musste unweigerlich grinsen, viel zu unwiderstehlich war der blick der braunen Hundeaugen.
Gerade wollte sie die Hand ausstrecken um Shari über den Kopf zu streicheln, doch ein lautes Krachen und Scheppern ließ sie zusammenfahren und auch die Hündin etwas verdutzt in Richtung Küche blicken. Nur einen Moment später hörte man das Tappen von Pfoten und ehe noch einmal einige Augenblicke vergehen konnten kam bereits eine stolz erhobene Schnauze voller Fell um die Ecke. Gefolgt von einer fürchterlich aufgeplusterten und etwas zerrupft wirkenden roten Plüschkugel, deren wütender und vor Empörung nur so triefender Gesichtsausdruck wirklich zum brüllen war. Es tat ihr eigentlich leid, doch die Blonde konnte einfach nicht anders als zu lachen.

„Oh nein, Lex! Du hast Joe ja schon wieder gerupft!“

Schnell sprang Kimberley auf um zu dem Schäferhund-Mischling zu eilen und ihm den Fellbüschel abzunehmen. Der Rüde gab seine „Trophäe“ bereitwillig ab, höchst erfreut über die Aufmerksamkeit, welche ihm entgegen gebracht wurde. Denn um ihm wirklich böse sein zu können war sein Frauchen ohnehin viel zu gutherzig. Und so blieb es bei leichtem Kopfschütteln und ein wenig Getätschel, ehe sie von dem Hund abließ um sich um den immer noch völlig entsetzt drein blickenden Kater zu kümmern. Sie nahm Joe vorsichtig auf den Arm und machte sich dann, noch immer leise lachend, auf den Weg in Richtung Küche.

„Na dann wollen wir mal sehen, was ihr wieder für ein Chaos angerichtet habt.“

Chaos traf es ganz gut. Man hätte aber auch Katastrophe sagen können. Oder irgend etwas anderes, gleichwertiges. Herunter geworfene Kochtöpfe und Pfannen, zerbrochenes Geschirr, zerrissene Lebensmittelverpackungen und jede Menge ausgelaufene, kaputte Sachen am Boden. Hatten die beiden etwa das komplette Vorratsregal vernichtet? Da war der Lärm zuvor wohl nur das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Es glich einem Wunder, dass Kim von alle dem nichts bemerkt hatte. Hatte sie wirklich so tief geschlafen? Wow.
Erst jetzt wanderte ihr Blick endlich zur nächst gelegenen Uhr. Schon fast 11 Uhr. Hmm. Normalerweise währe sie jetzt in Panik ausgebrochen, immerhin musste sich ihr Wecker schon vor rund 5 Stunden gemeldet haben haben. - War das wirklich schon so lange her? Dann hatte sie ja beinahe 12 Stunden im Land der Träume verbracht! Wahnsinn! - Aber heute war das egal. Sie konnte schlafen so lange sie wollte, konnte sich in allem jede Menge Zeit lassen. Es waren Ferien, sie hatte frei. Kam zwar äußerst selten vor aber hin und wieder gab es solche Tage doch.
Langsam wurde der rote Kater wieder zu Boden gesetzt und die Küchen-Katastrophe nochmal in ihrem ganzen Ausmaß betrachtet. Seufz. Neben Eiern, einem Honigglas und mehreren Einmachgläsern, die zu Bruch gegangen waren hatten die Rabauken auch noch zwei Nudelpackungen, zwei Tüten mit Früchtemüsli, einige Tomten und den kompletten Milchvorrat auf dem Gewissen, welcher sich über den kompletten Küchenfußboden verteilte. Kurz: Der Großteil des gestrigen Einkaufs war für die Katz... und den Hund. Im Wortsinn. Naja, da blieb wohl nichts anderes übrig als noch einmal in die Stadt zu fahren und den ganzen Kram ein zweites Mal einzukaufen. Schadete nicht, das Mädchen musste ohnehin noch einige wichtige Dokumente bei einer Kollegin abgeben, welche in der Innenstadt wohnte.

In Rekordzeit war das Chaos beseitigt, Kim umgezogen und die Tasche gepackt. Auch nichts vergessen? Nein. Super! Irgendwie ging alles viel schneller wenn man mehr Zeit hatte. Zwar eine seltsame Logik, doch beschweren wollte sie sich darüber nun auch nicht. Ohne noch mehr von der Zeit zu verschwenden, die sowieso im Überschuss vorhanden war, hatte sie Sam angeleint, welcher sie begleiten sollte. Der zottelige graue Rüde war ein ausgezeichneter Einkaufstüten-Träger und es schadete ihm nicht, sich nützlich zu machen. Im Gegenteil. Und nachdem man noch mit Bedauern festgestellt hatte, dass der Tank des neuen Autos bis auf den letzten Tropfen leer war und darauf hin erst einmal den nächsten Bus verpasst hatte schaffte man es gut eine Dreiviertel Stunde später tatsächlich dort anzukommen wo man hin wollte. Noch die Dokumente abgeliefert und auf zum nächstgelegenen Supermarkt. Jay!

Etwa fünfzehn Minuten und einmal umsteigen dauerte es, von der Wohnung der Kollegin aus gemessen, bis Hund und Mädchen den Supermarkt ihrer Wahl erreicht hatten. Anständig, wie es sich gehörte, setzte sich der graue Zottel vor dem Eingang auf die Hinterbeine um geduldig zu warten, bis Frauchen ihre Einkäufe erledigt hatte. Wie es nun mal so war, waren Hunde in Supermärkten nicht allzu gerne gesehen. Immerhin standen dort Lebensmittel zum Verkauf. Hygiene Vorschriften und solcher Kram eben. Da konnte man nichts machen und irgendwie ergaben sie ja sogar Sinn. Auch wenn dieser dem Hund eher egal war. Sam hatte schlicht und ergreifend gelernt, dass er zu warten hatte und eine Belohnung bekam, wenn er das brav tat. Also wartete er. Kim verschwand unterdessen hinter der Drehtüre in den Weiten des Supermarktes.
Kaum drinnen angekommen grub sie die Einkaufsliste aus, die irgendwo in ihrer Tasche sein musste. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis diese zwischen Geldbeutel, Schlüssel, Handy, Taschentüchern, Terminplaner und dem ganzen anderen Kleinkram aufgespürt war. Aber immerhin, er war da! Nicht daheim auf dem Küchentisch vergessen! Und was da nicht so alles drauf stand! Milch, Eier, Brot, Gurken, Äpfel, Paprika, Käse, Streichwurst, ein Salatkopf, Karotten, Hundefutter, Katzenfutter, Mehl, Haferflocken, Früchtemüsli, Nudeln, dazu Tomatensoße, Joghurt, Zwieback... ach du liebe meine Güte! Sie war doch nicht mit dem Auto hier! Was um Himmelswillen hatte sie sich nur dabei gedacht? Wie sollte sie das denn alles nach hause bekommen?
Die Blonde seufzte resigniert, grub erneut eine Weile in ihrer Tasche und brachte darauf hin einen Kugelschreiber zum Vorschein, mit welchem die Liste erst einmal um rund zwei Drittel gekürt wurde. Noch ein prüfender Blick... ja, das sah schon besser aus. Immer noch eine Menge aber zumindest nicht mehr ganz so viel wie zuvor. Damit ging das Mädchen also ans Werk, die ganzen aufgelisteten Dinge zu beschaffen. Unglücklicher Weise standen nicht genug Einkaufswägen und -Körbe zur Verfügung, so dass sie gezwungen war, alles in den Armen zu tragen. Und schon nach wenigen Minuten war der Turm so weit angewachsen, dass Kimberley kaum noch daran vorbei sehen konnte. Ohje, das konnte nicht lange gut gehen! Da bahnte sich bereits die nächste Katastrophe an...
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